KULTUR: Auch wenn der Eindruck anfänglich entsteht, dass die Autos aus Bayern Lichtjahre von ihren Ursprungsmodellen entfernt sind, so ist doch der Kern des ganzen bei Designern wie dem legendären Designer Marcrello Gandini zu finden. Es ist eine Zeitreise in das Automobildesign Anfang der 70er. Ich selbst als Designer begeistere mich für Autos. Gerade dann, wenn Autos eine Atmosphäre ausatmen wie der damals von Marcello Gandini gestaltete BMW Garmisch für Bertone. Eine außen absolut nachvollziehbare Line. Und eine Interiorgestaltung, wie ich sie mir heute wieder vielfach wünschen würde. Reduziert und eine mit viel Charme angegangene Ergonomie. Ein Armaturenbrett, welches den Fahrer nicht überfordert mit seinen Sinnen und alles verstehen lässt, was zu verstehen gilt. Großartig! Davon abgesehen, dass der oben genannte Charme vielfach heute fehlt und anstelle dessen die Komplexität eines Flugzeugcockpits Einzug genommen hat. Beim Garmisch sieht alles etwas anders aus. Hier die Geschichte dazu:

München. Die BMW Group enthüllte beim Concorso d’Eleganza Villa d’Este 2019 eine Neuauflage des BMW Garmisch. Das Konzeptfahrzeug war von Marcello Gandini für Bertone entworfen worden und nach der Enthüllung auf dem Genfer Automobilsalon 1970 spurlos verschwunden. Mit dem neu aufgebauten Coupé zollt BMW einem der einflussreichsten Automobildesigner aller Zeiten Respekt und fügt der eigenen Firmengeschichte ein spannendes Kapitel hinzu.

„Marcello Gandini ist für mich einer der Großmeister des Automobildesigns und seine Entwürfe waren schon immer eine wichtige Inspirationsquelle für meine Arbeit”, sagt Adrian van Hooydonk, Senior Vice President der BMW Group Design. Der BMW Garmisch fasziniert ihn, seit er vor einigen Jahren eine verblichene Fotografie des Autos entdeckte. „Indem wir den BMW Garmisch ein zweites Mal entstehen lassen, möchten wir Marcello Gandini die Ehre erweisen, uns eines seiner weniger bekannten Automobile in Erinnerung rufen und den stilistischen Einfluss von Bertone auf die Evolution des BMW-Designs beleuchten. Allein die Möglichkeit, die Geschichte von BMW zu vervollständigen und die Lücken zu schließen, waren es uns wert, dieses Projekt voranzutreiben.”

Italienische Design- und Karosseriebaukultur haben BMW schon seit den frühen Tagen der Marke inspiriert und beeinflusst. Vom BMW 328 Mille Miglia mit seiner leichtgewichtigen Aluminiumhülle aus der Carrozzeria Touring bis zum keilförmigen, von Giorgetto Giugiaro entworfenen BMW M1 gab es stets einen lebendigen Austausch von Konzepten und Ideen über die Alpen hinweg. Und wie viele andere italienische Konzeptautos der 1960er und 1970er Jahre wurde auch der BMW Garmisch bei Bertone als unabhängiger Designvorschlag entwickelt, um das kreative Potential des Studios zu demonstrieren. „Die ursprüngliche Idee kam von Nuccio Bertone persönlich, der unsere bestehende Beziehung zu BMW mit einer überraschenden Designstudie auf dem Genfer Autosalon festigen und ausbauen wollte”, erinnert sich Marcello Gandini, der zu jener Zeit Bertones Designstudio leitete.

„Wir wollten ein Mittelklasse-Coupé entwickeln, das einerseits der Formensprache von BMW treu blieb, andererseits aber auch etwas dynamischer herüberkam und sogar ein wenig provozierte.” Während die Seitenflächen des Autos sehr aufgeräumt und glatt wirkten, zog der BMW Garmisch mit seinem kühnen, kantigen und vertikal positionierten Kühlergrill und den rechteckigen, verglasten Scheinwerfern die Aufmerksamkeit auf sich. Weitere ungewöhnliche Details waren die Lufteinlässe in den C-Säulen, die mehr an Sportwagen erinnerten, und die wabenförmig strukturierte Sonnenschutzblende auf der Heckscheibe – ein typisches Stilelement Marcello Gandinis.

Obwohl das Auto in nur wenigen Monaten fertig gestellt wurde, ließ sich das Designteam nicht die Gelegenheit nehmen, dem Innenraum ebenfalls einen eigenständigen Charakter zu verleihen: Mit seinem ungewöhnlichen Radio, das im Hochformat in der Mittelkonsole angeordnet wurde, einem großen Klapp-Spiegel für den Beifahrer und einer extravaganten Kombination von Farben und Materialien variierte der BMW Garmisch die eher funktionalistischen Einrichtungsvorlieben der Zeit auf piemontesisch-elegante Weise. Laut Marcello Gandini wurde sogar die Modellbezeichnung des Autos so gewählt, dass sie möglichst viel Aufmerksamkeit erregte. „Skifahren war zu dieser Zeit in Italien äußerst populär. Und der Name Garmisch beschwor Träume von Wintersport und alpiner Eleganz. In dem er dem Originalfahrzeug so treu wie möglich bleibt, ist der neue BMW Garmisch ein beeindruckendes Beispiel für die Kompetenz von BMW in den Bereichen Design-Forschung und Prototypenbau. Da so gut wie keine Originaldokumente mehr existieren, musste das interdisziplinäre, aus den Abteilungen BMW Group Design und BMW Classic einberufene Team von Spezialisten jedes Karosserie- und Interieur-Detail des BMW Garmisch von einer Handvoll alter Fotografien ableiten, die zum Großteil sogar nur in Schwarzweiß vorlagen. Marcello Gandini unterstützte die Recherchen als Zeitzeuge mit eigenen Erinnerungen an den Entwicklungsprozess. So konnte das Designteam wichtige Details wie die Außenfarbe – ein helles Champagnergold-Metallic im Stil der italienischen Mode dieser Zeit – sowie die Materialien im Innenraum rekonstruieren. Und während die neueste 3D-Modellbautechnologie zum Einsatz kam, um die ursprünglichen Strukturen und Formen zu spezifizieren, wurde der BMW Garmisch von kunstfertigen Karosseriekonstrukteuren in Turin von Hand gebaut – genau wie das Original vor fast 50 Jahren.

„Als ich hörte, dass der BMW Garmisch nochmals gebaut werden soll, war ich zunächst etwas überrascht”, erinnert sich Marcello Gandini an sein erstes Treffen mit Adrian van Hooydonk, der ihn im Sommer 2018 in Turin besuchte, um den Segen des Urhebers zu erhalten. „Nun bin ich sehr froh, dass ich Teil dieses Projektes sein konnte und dass sich BMW dazu entschlossen hat, diese freudvolle Zeit noch einmal aufleben zu lassen. Nachdem ich das fertige Auto gesehen habe, fällt es mir schwer, es vom Original zu unterscheiden.”

Mit seiner reduzierten Designsprache, den präzise gezogenen Linien und klaren geometrischen Formen ist der BMW Garmisch ein Archetyp jenes radikalen neuen Stils, den italienische Studios wie Bertone, Italdesign und Pininfarina in den späten 1960er und frühen 1970er Jahren entwickelten  – und der bis heute ein wichtiger Referenzpunkt für Automobildesigner ist. Als Botschafter eines vorwärtsgewandten Designverständnisses soll der BMW Garmisch nun auch zeitgenössische Designer dazu inspirieren, die Formen des Automobils immer wieder zu hinterfragen und neu zu erfinden. „Beim Concorso d’Eleganza Villa d’Este reflektieren wir die Vergangenheit, wir denken aber auch an die Zukunft”, sagt Adrian van Hooydonk. „Marcello Gandinis Entwürfe waren immer sehr klar und schlicht, dabei aber auch sehr dramatisch. Deshalb finde ich seine Arbeit so inspirierend. Er hat mit wenigen Designelementen stets etwas Spektakuläres geschaffen. Diesen Ansatz, mit einfachen Mitteln viel zu erreichen, halte ich noch immer für äußerst modern.”

Marcello Gandini wurde 1938 geboren und gilt als einer der einflussreichsten Automobildesigner des 20. Jahrhunderts. Während der 15 Jahre, in denen er das Designstudio von Bertone in Turin leitete, entwarf er einige der mutigsten und revolutionärsten Automobile dieser Epoche – darunter scharfkantige Konzeptstudien wie den Lancia Stratos Zero oder den Alfa Romeo Carabo. Die von ihm geschaffenen Sportwagenikonen wie der Lamborghini Miura werden heute von Sammlern begehrt und bei Concours-Veranstaltungen in aller Welt gefeiert. Neben dem BMW Garmisch waren Marcello Gandini und sein Designteam bei Bertone auch an der Entwicklung des BMW Spicup und der ersten Generation der BMW 5er Reihe, die unter der Leitung des ehemaligen BMW-Designchefs Paul Bracq entstand, beteiligt.

Autor: Michael Hiller /virtualdesignmagazine /BMW PR

BRAND: BMW PR

Fotos: BMW PR

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