KULTUR: Das Salzkammergut und die Salzburger Journalistin Patricia Thurner scheinen irgendwie zusammenzugehören. Aus dem Irgendwie wird aber sofort ein Ausrufezeichen, wenn man die Bilder betrachtet, welche die Fotografin, Redakteurin und Verlegerin über diesen wunderschönen Landesabschnitt in Oberösterreich im Laufe der letzten Jahre erstellt hat. Stimmungsvoll ins Licht eingetauchte Seen oder Wälder und Wiesen, die allesamt den Eindruck erwecken, als seien diese speziell für den Augenblick entstandene Naturwunder. Man braucht wohl einen besonderen Blick, um Landschaften abzubilden, die wie gemalt wirken. Manchmal fast surreal schön kommen die fotografierten Werke von Patricia Thurner daher.
Ohne dabei übertrieben naturalistisch zu wirken. Es sind die Momente und das Licht, welches die Verlegerin des Salzburger Wochenspiegels http://www.wochenspiegel.at/ in jedem Motiv erkennt und dann nutzt. Mindestens genauso intensiv wie ihr Blick für die Schönheit der Natur muss aber auch ihre Liebe zum Salzkammergut sein. Eine Beziehung, die schon lange währt und in ihrem neuesten Buch: „Mein Salzkammergut – Landschaft. Menschen. Leben“ wieder die Bestätigung findet.
Ein Bildband, der nicht nur eindrucksvolle Fotos zeigt, sondern auch die Region oder besser gesagt das Salzkammergut mit seinen Menschen und Gegebenheiten umschreibt:
Das Innere Salzkammergut und das Ausseerland lassen Patricia Thurner seit langem nicht mehr los. Mehrmals im Jahr tankt sie dort Energie, lässt die Landschaft auf sich wirken und fotografiert diese seit Jahren. Der Band, der die Orte Bad Ischl, Lauffen, Bad Goisern, Hallstatt, Obertraun, Gosau, Bad Aussee, Altaussee, Grundlsee und Bad Mitterndorf umfasst, ist zunächst eine Liebeserklärung durch die Linse ihrer Kamera. Die Region ist durch die Schönheiten der Landschaft gesegnet, doch darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es durchaus etwa wirtschaftliche Probleme gibt, dass der Liebreiz der Landschaft und das Wohlgefühl der Bevölkerung durch den mancherorts bereits überbordenden Fremdenverkehr gefährdet ist. Gemeinsam mit dem Kulturhistoriker Gerhard Ammerer unternimmt die Redakteurin und Fotografin den Versuch, durch Interviews die Meinungen und Lebenssituation vor Ort zu erkunden. Unterschiedliche Einwohner, vom Hersteller der Goiserer Schuhe bis zur bekannten Schriftstellerin, kommen zu Wort und erzählen von ihren Erfahrungen in der Region, von ihrer Arbeit und dem Eingebundensein in die diversen gesellschaftlichen Formationen. Das ergibt insgesamt ein sehr differenziertes Bild von „Land und Leute“, von der Sinngestaltung des eigenen Lebens innerhalb der Traditionen der Familien-, Dorf- und Vereinsgemeinschaften, von einer „heilen Welt“? Oder doch von einer nicht gar so heilen?
Häuser mit und ohne Gärten, alte Kirchen, hohe Bäume, Wiesen und Almen, Bäche und Flüsse und vor allem Berge und Seen prägen die Landschaft. Welchen Einfluss hat dieser Landstrich auf die Menschen dieser Region? Wird es manchmal doch zu eng für die Lebensträume Einzelner? Manche gingen fort und kehrten später, der Sehnsucht nachgebend, doch wieder zurück in ihre alte Heimat. Andere wanderten zu. Die Region wird in diesem Bauch sowohl als topografischer, als auch als sozialer Raum mit all seinen lebens- und alltagsweltlichen Dimensionen und Interaktionen im Rahmen von Bekanntschaften, Freundschaften und Nachbarschaften, ist Lebensort und Lebensart behandelt. Unterschiedliche Facetten dieses Lebens zwischen Geborgensein und aktuellen Herausforderungen der Wirtschaft und Gesellschaft werden schriftlich und bildlich thematisiert.
Dieses Buch ist wieder eine Reise in die Gefühle der Menschen und ihrer Region. Patricia Thurner verführte schon mit ihren vorherigen Büchern „Zauber der Stille – Faszinierdendes Salzkammergut (2017)“ und „Die Magie des Augenblicks: Salzkammergut (2016)“.
Die Menschen macht auch die Region aus:
Ihre Kreativität kommt nicht von ungefähr: Im Alter von 22 Jahren machte sie sich als Werbetexterin in Salzburg selbstständig. Fünf Jahre später erwarb sie den Festungsverlag und arbeitete dort bis Anfang1998 als Herausgeberin und Chefredakteurin des Salzburger Wochenspiegels. Danach folgte ein längerer Aufenthalt in der Provence. Danach wieder ab 2001 im Team des Salzburger Wochenspiegels, den sie seit 2014 als Chefredakteurin leitet. Aber alle diese Erfahrungen machen es aus, um Werke wie oben zu erschaffen.
zu Gerhard Ammerer ( beratender Kulturhistoriker )
Jahrgang 1956, hat die Fächer Germanistik, Geschichte und Jus studiert und ist seit 2000 an der Geisteswissenschaftlichen Fakultät für das Fach „Österreichische Geschichte“ und seit 2009 an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät für das Fach „Rechtsgeschichte“ habilitiert. Er betreut seit rund 30 Jahren Forschungsprojekte und Ausstellungen und ist in verschiedenen wissenschaftlichen Vereinen und Institutionen tätig. Er ist Mitglied der Kommission für Rechtsgeschichte Österreichs der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Organisator zahlreicher internationaler Tagungen, Mitherausgeber von mehreren Buchreihen und Verfasser und Herausgeber von rund 40 Büchern, zahlreiche davon populäre Darstellungen zur Habsburger und Salzburger Geschichte. Seit mehreren Jahren leitet er zudem das Zentrum für Gastrosophie am Fachbereich Geschichte und den Universitätslehrgangs „Gastrosophische Wissenschaften“.
vdm Michael Hiller