AUTOMOBILKULTUR: Der Peugeot ein Youngtimer? Kaum zu glauben!

Manchmal sind die Kleinen doch die Größten, wie vor 37 Jahren der Peugeot 205 demonstriert. Der legendäre Kraftzwerg zählt mit 5,278 Millionen Einheiten zu den erfolgreichsten Kleinwagen aller Zeiten und wird für die Löwenmarke zum ganz großen Sympathieträger. Möglich macht das eine beispielhaft breite Modellpalette mit schicker 3- und 5-türiger Fließhecklimousine, Cabriolet und Kastenwagen, vor allem aber mit schnellem GTI und wildem Rallye-Reiter Turbo 16. Zwei Siegertypen auf Straße und Strecke, deren Erfolgsgeschichte heute vom Peugeot 208 GTi und seinen Motorsport-Geschwistern fortgeschrieben wird.

In Deutschland wird der Peugeot 205 von 1983 bis 1996 angeboten, für andere Märkte wird der Bestseller sogar bis 1998 produziert. Gebaut wurde der 205 nicht nur in fünf europäischen Werken, sondern auch als Weltauto in Asien und Südamerika. Mit mehr als 422.000 Zulassungen ist der 205 in Deutschland bis heute das zweiterfolgreichste Peugeot-Modell überhaupt. Nach der Markteinführung im September 1983 dauert es nur zweieinhalb Jahre bis bereits 100.000 Peugeot 205 das deutsche Straßenbild mitbestimmen. Im Jahr 1986 ist der charmante Kleinwagen mit 56.081 Zulassungen sogar erstmals meistverkauftes Importauto Deutschlands.

Mit dem gewinnenden Lächeln des Siegers

© Peugeot Kommunikation – Der Peugeot 205

Kein Wunder, gewinnt der 3,70 Meter kurze Kleinwagen doch nicht nur zahllose Vergleichstests, sondern auch viele wichtige Auszeichnungen. Darunter die Medienpreise „Goldenes Lenkrad“, „Auto der Vernunft“ und „Bester Kleinwagen“. Ultimative sportliche Lorbeeren erntet dagegen der Peugeot 205 Turbo 16 als zweifacher Rallye-Weltmeister der Jahre 1985 und 1986.

Zum unwiderstehlichen kompakten Kraftsportler für die Großserie wird dagegen der 205 GTI, den die Fachpresse damals als „GTI unter den GTI“ feiert. Schon die Kampagne zur Markteinführung sorgte für Aufsehen. Wird der Muskel-Mini in der Werbung doch von einem gewaltigen Hubschrauber mit Raketenwerfern gejagt. In James-Bond-Manier rast der Peugeot auf einen Abgrund zu, springt über die Klippe ins Nichts – und wird von einem Fallschirm gerettet. Ein Auftritt, der alle GTI-Fans begeistert und die Kleinwagenkonkurrenz das Fürchten lehrt. Schließlich locken die leistungsstarken „Gran Turismo Injection“ vor allem Kunden von Fremdmarken zur Sportschau bei den Peugeot Händlern.

Ein kleiner Kraftzwerg mit Muskeln!

 

Dort stehen gleich zwei dynamische Überflieger bereit: Der 205 GTI mit 76 kW/105 PS entwickelndem Einspritzmotor und einem Leistungsgewicht von nur 6,8 Kilogramm/PS und das Racing-Topmodell Turbo 16 in noch schärferem Trimm. Aufregendes Designmerkmal des 205 GTI ist die dreitürige, coupéartige Karosserie mit abgerundeten hinteren Seitenscheiben und massiver C-Säule. Coupé-Konturen, die später allen 205-Versionen zugutekommen, vorerst aber allein die sportiven Leistungsträger auszeichnen. Während der GTI ab 1986 sogar eindrucksvolle 94 kW/128 PS freisetzt und insgesamt 332.942 Mal verkauft wird, bleibt der 205 Turbo 16 ein rarer, reinrassiger Rennwagen mit Straßenzulassung, von dem zu Homologationszwecken gerade einmal 200 Exemplare produziert werden. Autos mit Kultstatus, die damals wie heute teurer gehandelt werden als so manche Supersportwagen.

Einen ersten Hinweis auf das sportive Potenzial des Kleinwagens mit Kunststoffkarosserie geben die großen Flügel und Schweller. Bändigen sie doch Allradtechnik und einen mächtig aufgeladenen Mittelmotor mit löwenstarken 316 kW/430 PS und 490 Nm Drehmoment bei 5.000 Umdrehungen in finaler Ausbaustufe. Der maximale Ladedruck des Turbos erreicht dabei 2,5 bar, möglich nur dank der Entwicklung einer innovativen Ladeluftkühlung mit Luft-Wasser-Kühler. Um die Aufladung der Zylinder weiter zu optimieren, setzen die Peugeot-Techniker sogar auf eine wegweisende Wassereinspritzung, mit der das Frischgas abgekühlt wird.

So sehen Weltmeister aus

Peugeot-Rennleiter Jean Todt verlangt damals ein Auto mit dem Zeug zum Weltmeister und der 205 Turbo 16 erfüllt diese Erwartungen. Schon beim dritten Einsatz in der Rallye-WM, der 1000-Seen-Rallye in Finnland 1984, gewinnt der Heißsporn seinen ersten Weltmeisterschaftslauf. 1985 holt Peugeot mit dem 205 Turbo 16 zum fulminanten Doppelschlag aus und sichert sich den Weltmeister-Titel in der Fahrer- und in der Markenwertung. Damit nicht genug: 1986 gelingt die Verteidigung des Markentitels. In der deutschen Rallye-Meisterschaft wird der Turbo 16 von Peugeot Deutschland genannt – und avanciert in den Jahren 1985 und 1986 zum Titelträger. Nach einer Reform des Rallye-Reglements schickt Peugeot den Löwenkönig in die Wüste, wo der 205 Turbo 16 in den Jahren 1987 und 1988 den Langstrecken-Raid Paris-Dakar gewinnt. Beim spektakulärsten Bergrennen der Welt in Pikes Peak wird der Peugeot 1987 Publikumsliebling, obwohl er auf Platz zwei landet. Dennoch eine respektable Vorlage für den aktuellen Peugeot 208, der sich dieses Jahr in Pikes Peak zum Champion krönen lassen will.

Design-Ikone und technischer Trendsetter

Marksteine setzt der Peugeot 205 auch mit neuen Motoren und Formen. Wird das Design doch nicht länger wie bei den vorhergehenden kompakten  Modellen von Pininfarina entworfen. Meister der genialen Linie ist vielmehr wieder das hauseigene Designzentrum La Garenne unter Leitung von Gérard Welter. So sorgen ein neues Markengesicht, die niedrige Gürtellinie mit nach vorn abfallender Motorhaube und ungewöhnlich große Fensterflächen für einen ebenso charmanten wie dynamischen Auftritt des 205. Nur das Cabriolet wird von Pininfarina kreiert und trotz zeitgeistiger, massiver Überrollbügel begehrtester Sonnenanbeter unter den offenen Kleinwagen mit vier Sitzen. Fast 72.000 Käufer erliegen der luftigen Versuchung. Dagegen gelingt es Peugeot mit exklusiven Sondermodellen des 205 einen ganz anderen Trend zu setzen. Kooperationen mit Lifestyle- und Premiummarken wie La Coste oder die Roland-Garros-Editionen machen aus den Großserienautos begehrte Kultmodelle mit Sammlerstatus.

Seiner Zeit voraus fährt der Peugeot 205 auch bei den Antrieben. Als erster Kleinwagen auf dem deutschen Markt verfügt der 205 optional über eine Viergang-Automatik, die im Stadtverkehr mit niedrigen Verbrauchswerten überzeugt. Noch wichtiger sind allerdings drei drehfreudige, drehmomentstarke und sparsame 1.8 Liter-Dieselmotoren neuer Generation. Damit erreicht der 205 als erster kleiner Diesel eine Millionenauflage.

Vorreiter alternativer Antriebskonzepte ist der Peugeot 205 Électrique. Nach den Ölkrisen in den 1970er Jahren entscheidet sich Peugeot dazu, für Praxistests eine Kleinserie mit Elektroantrieb zu bauen. Die zwölf Nickel-Cadmium-Akkublöcke speisen einen Gleichstrom-Elektromotor, der 18,5 kW (25 PS) an die Antriebsräder weiterleitet. Damit wird der 205 Électrique zum Wegbereiter aller modernen Peugeot mit elektrischer Antriebstechnik.

Peugeot 208 als neuer Maßstab im Kleinwagensegment

So bedeutend die Trends auch sind, die der 205 vor 30 Jahren gesetzt hat, der neue Peugeot 208 übertrifft diese nochmals deutlich. Mit beispielhafter Umwelteffizienz durch moderne Leichtbautechnologie, innovative und sparsame Dreizylinder-Benzinmotoren sowie durch den 1.4 Liter e-HDi FAP-Diesel (50 kW/68 PS), der mit einem Durchschnittsverbrauch von nur 3,4 Liter/100 km und CO2-Emissionen von kombiniert nur 87 g/km glänzt. Maßstäbe bei Agilität und Fahrspaß setzt der sportliche 208 GTi und die drei Motorsport-Varianten Peugeot 208 T16, 208 R2 und 208 Racing Cup. Das alles wie einst zu einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis.

© Peugeot Kommunikation

virtual design magazine Michael Hiller

Fotos zum Artikel:

Der Peugeot 205 : Eine kleine Stil-Ikone!

 

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