KULTUR/INTERVIEW: Ein Interview mit Denis Kosutic, Interior Designer in Wien, über vielfältige Inspirationen und den Wunsch, Neues zu entdecken

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Denis Kosutic Copyright: Dobromir Zagorov

Dennis Kosutic ist ein Designer und Innenarchitekt, der es gern mal gestalterisch etwas lauter mag. Ich finde, genau richtig. Denn seine Einrichtungen sind alles andere als langweilig. Bunt und von dezenter Zurückhaltung keine Spur. Warum das alles so ist musste geklärt werden:

Herr Kosutic, Sie sind mit ungewöhnlichen Designs für Shops und Restaurants bekannt geworden, die Purismus, barocke Elemente und kräftige Farben kombinieren. Woher kommen Ihre Inspirationen?

Meine Inspirationen kommen aus Sachen, Menschen und Ereignissen, die uns umgeben. Kunst, Mode, Musik oder Street Life inspirieren mich ununterbrochen, ich zitiere oft vergangene Epochen und interpretiere Assoziationen, die sehr persönlich sind. Die Veränderung und die Erfindung stehen immer im Vordergrund. Ich habe immer die Menschen bewundert, die nie stehen geblieben sind und sich mit der Zeit und dem Zeitgeist in ihren Gedanken und ihrer Arbeit durch die Jahre entwickelt und immer neu erfunden haben. Und das können Designer, Künstler oder andere kreative Menschen sein. Ich versuche, einen individuellen und internationalen Stil zu kreieren, der keinen vorgegebenen Stilrichtungen unterliegt. Jede meiner Arbeiten ist völlig individuell gestaltet, auf den Auftraggeber abgestimmt und biedert sich keiner aktuellen Strömung an. Ich will Neues entdecken, Trends vorgeben und der Zeit immer einen Schritt voraus sein. Unsere Welt wird immer globaler und das Design sollte auch global sein.

Wie haben sich die Ansprüche im Shop- und Gastronomie-Design verändert?

In den letzten Jahren haben die Menschen immer stärker und bewusster realisiert, dass ihr Leben, ihre Arbeit, ihre Freizeit, einfach alles, was das Leben beinhaltet, auch stark von den Räumen, in denen es passiert, positiv oder negativ beeinflusst ist. Dadurch ist die Wichtigkeit der Gestaltung eine Tatsache geworden. Einkaufen, Essen oder auch Wohnen wird zum Erlebnis und die Rolle des Designers ist dabei enorm. Wir bringen Menschen bei, sich wohl und begehrt zu fühlen, wir bringen sie oft auf kleine Entdeckungsreisen, die ihren Alltag interessant und spannend, aber auch besser funktionierend machen. Gleichzeitig ermöglicht das Design von kommerziellen Räumen, die Produkte besser zu vermarkten und im weiteren Sinne zu verkaufen – das Design wird zu einem ganz wichtigen wirtschaftlichen Faktor. Das ist eine große Entwicklung.

Sie haben auch mehrere Gruppen von Service Apartments entworfen – in der Stadt verteilte, hotel-ähnliche Wohnungen, die temporär angemietet werden können. Wie wichtig ist dabei das Branding einerseits, die Individualität der einzelnen Wohnung andererseits?

Zwei Faktoren sind bei der Planung von Service Apartments entscheidend – gestalterisch müssen sie den Reiz eines aufregend designten Hotels bieten, funktional sollen sie alle Voraussetzungen einer perfekt funktionierenden Wohnung erfüllen. So entsteht bei diesen Projekten eine interessante Balance zwischen kommerziellem und Wohndesign. In den meisten Fällen entwickeln wir das Branding gleichzeitig mit dem Design in einem Planungsprozess zusammen mit dem Auftraggeber sowie Grafikern und Vermarktungsagenturen mit einem starken Augenmerk auf die Zielgruppen, die wir ansprechen wollen.

Sehen Sie Beziehungen zwischen den erwähnten Aufgaben? Die Übergänge zwischen Wohnen, Arbeit, Freizeit sind fließender geworden – haben sich unsere Wohnvorstellungen im Hinblick auf Architektur und Design dadurch gewandelt?

Die Menschen heute sehen und erleben in ihrem Alltag eine große Menge an Design und Gestaltung. Sie wollen die Impulse, die sie dadurch bekommen haben, immer bewusster in ihre Wohnumgebung übersetzen. Die Planung einer Wohnung oder eines Hauses ist allerdings eine ganz private und fast intime Sache. Das Verhältnis mit dem Auftraggeber ist dabei immer sehr eng und persönlich. Um eine Wohnung gut zu planen, muss der Designer die Lebensart, die Gewohnheiten und auch manche Geheimnisse des Benutzers kennen. So sind alle Wohnungen immer in gewisser Art und Weise eine Abbildung des Benutzers. Alle Funktionen müssen bis ins Detail genau angepasst werden und die Gestaltung ist eine Mischung aus meinen Visionen und dem Charakter der Auftraggeber und seinem Entwicklungspotential, wie ich es verstanden habe. Dabei handelt es sich um ein echtes Custom Made Design.

Profil
Denis Kosutic studierte Architektur in Zagreb, Kroatien, und in Wien, Österreich. Seit 2002 betreibt er sein eigenes Studio in Wien. Seine Entwurfssprache verbindet Purismus, Retro-Elemente, popkulturelle Einflüsse und individuelles Branding zu einer eigenen Handschrift. Seine zahlreichen, international publizierten Realisierungen unter anderem von Shops, Restaurants, Hotel-Apartments und Privatwohnungen haben ihn zu einem der gefragtesten österreichischen Vertreter seiner Disziplin gemacht.

www.deniskosutic.com

imm Köln / vdm Michael Hiller

 

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