Traditionelle Muster und authentische Anklänge an nomadische Kulturen aus aller Welt sind bei hochwertigen Teppichen voll im Trend.

Teppiche sind etwas Archaisches. Sie spenden nicht nur Wärme, sondern waren seit jeher auch ein Transportmittel für kulturelles Wissen und traditionelle Ästhetik, für Geschichten, Rituale und Familienstammbäume. Oder sie dienten ganz banal zum Transport von Hab und Gut, das in ihnen eingewickelt und auf Tragtiere oder Karren verladen wurde.

Diese Funktionen sind weitgehend verloren gegangen. Und doch schwingt in ihnen noch etwas vom alten Mysterium mit. Wie ist es anders zu erklären, dass traditionelle Ornamentik, Farben und Muster unterschiedlichster Kulturen von Afrika bis Fernost, von Lappland bis Neuseeland Vorbild so vieler aktueller Teppichdesigns sind? Künstlich verblichene Orientmuster schmücken hochwertige, großformatige Teppiche aus den modernsten Manufakturen; die Designer führender Teppichmarken lassen sich von siamesischen Stoffen, russischer Folklore oder der Kultur der Roma inspirieren. Wüstenlandschaften und Beduinenkleidung sind Vorlage für Wollteppiche in unzähligen Nuancen von Brauntönen. Türkisches Rot und das Rot afrikanischer Volksstämme tauchen genauso auf wie das tiefe Blau nordafrikanischer Kulturen oder das Jeansblau der Cowboys.

Auch alte Webtechniken werden wiederentdeckt und in traditioneller Handarbeit oder in Kombination mit modernen Fertigungsmethoden wieder eingeführt. Ja, sie werden sogar häufig zum stilbildenden Ausdrucksmittel. Die neue Faszination an tradierten Mustern wurzelt laut Trendforscherin Lidewij Edelkoort in der allmählichen Rückkehr unserer Gesellschaft zu einer nomadischen Lebensweise. Der ruhelose Geist der Road Movies und der Flower Power-Kultur kehrt in Form von Mode, Outdoor-Kult und Wohnmobilromantik wieder. Smartphones und andere technische Features sowie unsere starke Verwurzelung in sozialen Netzwerken statt an seit Familiengenerationen angestammten Wohnorten führen zu einer neuen Bereitschaft, mit leichtem Gepäck zu reisen. Tatsächlich statten wir unsere Autos aus, als gelte es, in ihnen (über)leben zu können, und auch die Familien- und Berufskarrieren werden zunehmen instabil.

Dementsprechend sind kleine, multifunktionale und mobile Möbel auf dem Vormarsch, so Li Edelkoort. Was sie für den Möbelbereich vorhersieht, gilt doppelt für Textilien, allen voran für den Teppich, der im Zuge der sich wandelnden Einrichtungskultur eine Renaissance erlebt. Hochwertige Teppiche sind nicht länger etwas für Sammler, sondern für uns alle, die wir uns zu einer Gesellschaft der Jäger und Sammler entwickeln. Und dabei tragen wir unser Heim in Form lieb und teuer gewordener Teppiche mit uns.

Teppiche haben die Kälte des internationalen Stils genauso überlebt wie die Welle der Auslegware. Als Wärme spendendes Basic eines modernen und flexiblen, vielleicht sogar nomadischen Lifestyles werden sie zu einem Herzstück der Wohnung, zu etwas, das wertgeschätzt und mitgenommen wird – egal wohin.

Quelle: imm cologne / Kölnmesse

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