MOBILITÄT/DESIGN: Kein Dach über dem Kopf!

Er ist die Sensation des Sommers 1933 und wird zum Prototypen neuer automobiler Entfaltungsmöglichkeiten: Der Peugeot 301 Eclipse kombiniert vor 80 Jahren erstmals die sportliche Eleganz eines Coupés mit der nach oben offenen Lebensfreude eines Cabriolets. Symbolisiert wird dies durch den Namen Eclipse im Sinne von Sonnenfinsternis bei geschlossenem Coupédach. Vor allem aber fasziniert der verwandlungsfähige Peugeot 301 durch das auf Knopfdruck elektrisch und fast geräuschlos im Kofferraum verschwindende Klappdach. Vorbei ist die damals noch übliche Auseinandersetzung mit Verdecken, die erst sorgfältig gefaltet, gedrückt und gezurrt werden müssen, um dann aufgetürmt hinter den Fondsitzen die Sicht nach hinten einzuschränken. Stattdessen bietet der Peugeot 301 Eclipse eine freie Rundumsicht mit dem Himmel im Blick. Alternativ schützt das massive Metalldach vor der Witterung – bereits ähnlich wie bei den heutigen Coupé-Cabriolets der Löwenmarke.

Die Rolle von Trendsettern besetzten dann auch die Sonnenkönige Peugeot 207 CC und 308 CC durch besonders aufwändig gedämmte Karosserien und das „Airwave“-System des 308 CC. Diese in die vorderen Kopfstützen eingebaute Nackenheizung spendet einen „Schal“ aus warmer Luft, der Frischluft-Vergnügen sogar bei niedrigen Außentemperaturen garantiert.

Drei Väter für das erste elektrische Dach

Für die Choreografie der elektrisch klappbaren Coupé-Dächer sorgt von Beginn an ein komplexes technisches Gesamtkunstwerk aus Motoren, Gestängen, Achsen und Sensoren. Vielleicht muss eine solch komplizierte Konstruktion deshalb gleich drei Väter haben, die miteinander ihre Begeisterung für innovative Fahrzeuge teilen: Emile Darl’Mat, Peugeot Vertragshändler und Spezialist für Peugeot Sportwagen, Marcel Pourtout, renommierter Karosseriebauer und vor allem Georges Paulin, von Beruf Zahnarzt, aber mehr noch erfolgreicher Designer.

Paulin ist es auch, der die Idee hat, Coupés per Elektromotor in Cabriolets zu transformieren. Am 5. Juli 1932 meldet er ein entsprechendes Patent mit der Bezeichnung Eclipse an. Dann bringt Pourtout das Eclipse-Dach innerhalb eines Jahres zur Produktionsreife, Darl’Mat übernimmt die Vermarktung des neuen Fahrzeugkonzepts und Peugeot präsentiert den modernen 301 als ideale Basis für das weltweit erste Coupé-Cabriolet. Allerdings bleibt der 301 Eclipse von 1933 ein Prototyp.

Die Serienfertigung der Coupé-Cabriolets beginnt ein Jahr später mit dem Peugeot 401 Eclipse und dem zeitgleich vorgestellten Spitzenmodell 601 Eclipse. Dieser repräsentative Sechszylinder macht das Coupé-Cabriolet endgültig zum automobilen „dernier cri“ der wohlhabenden Pariser Gesellschaft, zumal der Literat und Regisseur Marcel Pagnol einen 601 Eclipse mit stromlinienförmiger Sonderkarosserie als Leinwandhelden im Filmepos „Le Schpountz“ einsetzt.

Die Sensation von Sonne und Stromlinie

Der 601 Eclipse ist Vorbote einer noch größeren Sensation: 1936 debütiert der über fünf Meter lange, bis zu sechssitzige Peugeot 402 Eclipse in futuristischer, aerodynamischer Stromlinie. Avantgarde sind nicht nur das Design und das wahlweise elektrisch (über damals neuartige 12-Volt-Batterien) oder manuell versenkbare Coupédach. Auch die Antriebstechnik weist in die Zukunft. So gibt es alternativ zum serienmäßigen 3-Gang-Getriebe eine elektromechanische „Cotal-Halbautomatik“. Aufsehen erregen zudem die vielen schmückenden Art-Déco-Elemente an der liebevoll verarbeiteten Karosserie sowie Sicherheitsinnovationen wie versenkbare Türgriffe oder stabile Zapfenschlösser. Mit dem 402 Eclipse präsentiert Peugeot einen luxuriösen Sonnenkönig, der die französische Haute-Couture der Vorkriegsjahre mitbestimmt. Das Konzept begeistert noch heute: Der 402 Eclipse aus dem Fundus von Peugeot Deutschland wurde beim Concours d’Élégance der Classic Days auf Schloss Dyck mit dem Sonderpreis „Innovation in Construction“ ausgezeichnet.

© Peugeot Kommunikation

virtualdesignmagazine Michael Hiller

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