

CHRISTOPHER KÖNIG
CHRISTOPHER KÖNIG
Er liebt die Musik und die Kunst. Und bindet die Sprache der Musik in seine Bilder ein.
das KULTURgespräch
Seine Arbeiten sind angelegt zwischen Abstraktion und darstellenden Motiven. Mit teilweise sehr starken Farben und sehr unterschiedlichen Techniken. Und eigentlich immer verbunden mit der Musik. Ein Bindeglied und wie Christopher selbst beschreibt ein Katalysator zu seiner Kunst. Wann er wie etwas malt oder darstellt ist dabei ein sehr unterschiedlicher Prozess. Emotion ist die treibende Kraft hinter seinen Arbeiten. Mittlerweile hat er auch international ausgestellt.
virtualdesignmagazine Michael Hiller
Christopher, du bist Musiker und Künstler. Und natürlich sind Musiker auch Künstler, aber ich meine hier in diesem Gespräch deine spezielle Arbeit als Maler oder vielleicht auch als plakativer Illustrator. Deine Arbeit ist sehr divers. Du arbeitest mit unterschiedlichsten Techniken. Mit Acrylfarbe, mit Spray auf Leinwand oder Tusche und Cardboard. Auffällig und extrem spannend ist dabei der künstlerische Ausdruck deiner Werke. Sie wirken auf den ersten Eindruck vielfach sehr positiv. Schon fast strahlend. Auch wenn ich mich wiederhole: Fast plakativ. Dann gibt es aber diesen Moment des möglicherweise kurzen Erschreckens. Man entdeckt etwas Verzerrtes, etwas Bizarres. Ein menschliches Gesicht. Aber kein reines Portrait. Sondern es scheint wie ein Spiegelbild dazustehen. Stimmt das? Wo ist da deine Intention?
Christopher König
Diversität ist mir persönlich sehr wichtig . Was sich auch in der Vielseitigkeit meiner Techniken, bzw. Medien für die Erstellung einer künstlerischen Arbeit wiederspiegelt. Plakativ kann durchaus die Arbeit meiner bizarren Köpfe beschreiben. Es geht mir um eine Reduktion einer komplexen und schnelllebigen Welt. Eine Zurückführung vielseitiger Informationen der Außenwelt in eine Form von Bildsprache, die auf eine Emotion reduziert ist. Ja ich spiele Klavier und E-Gitarre, von der Musik angetrieben schaffe ich mein künstlerisches Werk. Die Musik dient mir wie ein Katalysator und beschleunigt die kreativen Prozesse. Wie schon gesagt strebe ich eine Bildkomposition an, die auf das Wesentliche reduziert ist. Die Emotion liefert mir die Musik und der Duktus ist das Medium für die Umsetzung meiner Handschrift, meiner Portraits. Die Portraitstudien sind absichtlich verzerrt. Vom Leben gezeichnet. Das Leben verläuft meiner Meinung nach nicht perfekt oder linear.
virtualdesignmagazine Michael Hiller
Wie bist du zur Kunst gekommen? Du hast Kultur und Medienbildung studiert. Mit dem Schwerpunkt Kultur und Kunst. Du spielst E-Gitarre und Klavier. Und benutzt die Musik zur Stimmungsbildung in deinen Bildern. Wie ist es zu diesem Prozess gekommen? War schon immer für dich klar, dass du malen wolltest? Auch schon vor dem Studium? Oder war Musik auch eine Option?
Christopher König
Ich zeichne seitdem ich klein bin. Genau. Ich benutze die Musik als Indikator meiner Stimmungen. Als Abbild meines Seelenlebens , was ich wiederum in eine Bildsprache übersetze. So ist keine Portraitstudie der anderen gleich, sowie jede Abstraktion divers. Es ist sozusagen ein Rückkoppelungseffekt meiner persönlichen Empfindung, bzw. Wahrnehmung. Ich habe mich während der Schulzeit , auch vor der Zeit meines Studiums, intensiv mit Kunst auseinander gesetzt. In jungen Jahren zur Jugendzeit war ich sehr vom Surrealismus inspiriert. Ich habe tatsächlich immer nur skizziert, wichtig war mir jedoch immer die Emotion als Stilmittel meines kreativen Schaffens. Ich habe früh schon gemerkt, dass wenn ich musiziere oder Musik höre, ein Teil meiner Persönlichkeit dies in Farbe umsetzen möchte. In ein Gemälde oder eine Zeichnung. Es war schon immer in mir tief verankert, das Bedürfnis mich künstlerisch auszudrücken.
Es war schon immer so, dass das Bedürfnis gestillt werden möchte sich kreativ zu betätigen
virtualdesignmagazine Michael Hiller
Deine Bilder sind sehr unterschiedlich. Du entwickelst deine Bildkompositionen nach Gefühl. Mal sind sie bizarrer, mal bunter und dann wieder nur in schwarz. Ist das ein Ausdruck deiner Seele? Deinem Empfinden, was du gerade erlebst oder durchlebst? Du spricht ja auch ganz offen über deine Bipolarität, auf die wir gleich noch zu sprechen kommen wollen.
Christopher König
Es ist immer Ausdruck meiner Seele. Ein Abbild meiner Gefühlswelt. Mein individuelles subjektives Empfinden. Was sich in Bildsprache äußert. Die Farbwahl hängt von meiner Stimmung ab. Die Skizzen mit Tusche auf Papier sind für mich Beobachtungen aus dem Alltag. Gesellschaftliche Phänomene. Die Schere zwischen Arm und Reich, Sexualität, Profitgier, Sensation, Ambivalenz, soziale Ungleichheit, Ressourcenknappheit, Kriege, Hungersnot, all diese Aspekte kann ich mit Skizzen sehr schnelllebig, plakativ darstellen, so dass der Kern der Botschaft verstanden wird. Schwarz finde ich hervorragend als Medium, um gesellschaftliche Konflikte aufzuzeigen.
Selbstverständlich ist es ein Abbild, eine Momentaufnahme meiner Seele. Authentizität ist mir sehr wichtig. Und meiner Meinung nach sehr rar geworden in der Gesellschaft. Viele Menschen inszenieren sich, sind aber philosophischen Grundfragen nicht auf den Grund gegangen. Wobei ich jedem das Seine toleriere. Ich habe mich schon sehr früh mit wesentlichen Fragen auseinander gesetzt, die auch bedingt meine Kunst mit geformt haben. Inszenierung und Authentizität schließen sich nicht unbedingt aus. Aber letztes ist meiner Meinung wirklich rar. Genauso sich so zu zeigen wie man wirklich ist. Daher erwähne ich auch meine Diagnose, die Teil meiner Persönlichkeit ist.

virtualdesignmagazine Michael Hiller
Du bindest Musik in deine Arbeit mit ein. Musik ist ein Katalysator wie du selbst beschreibst. Genreübergreifend. Beispielsweise Blues kann dunklere oder fast düstere Bildkompositionen bedeuten. Oder? Wie kann ich mir das vorstellen mit der Musik und der Kunst?
Christopher König
Musik liefert mir visuelle Eindrücke vor meinem inneren Auge. Ich sehe tatsächlich Kompositionen vor mir, als wäre es ein realer Film. Alles was ich tun muss ist, es aufzumalen. Es ist niemals langweilig. Ständig entsteht ein neues Konstrukt. Im Kontext meiner Bipolarität hatte ich schwere Depressionen. Die Bilder verlieren dann leider an Leuchtkraft und die Wahl der Musik ist auch melancholisch angehaucht. Zum Beispiel höre ich gerne in solchen Phasen Johnny Cash oder Max Richter. Leider leidet die Konzentration unter der Depression. Am wohlsten fühle ich mich ohne Manie und ohne Depression. In der Grundstabilität.

virtualdesignmagazine Michael Hiller
Viele deiner Bilder sind Farbexplosionen. Flächig angelegt. Dann wieder Abstraktionen in schwarz. Aber immer so klar erkennbar, dass man das Motiv dahinter sehen kann. Wie wichtig sind dir Botschaften in deinen Bildern?
Christopher König
Ich äußere mich nicht direkt politisch zu einem Thema. Sondern mittels der Musik indirekt. Man muss stellenweise bei meiner Arbeit zwischen den Zeilen lesen, dann ist die Intention klar. Es gibt wie oben schon aufgeführt wesentliche Kernprobleme unserer Welt/Gesellschaft. Und die Frage nach Humanität ist immer mehr bedeutend für mich. Ich sehe es als Verantwortung Kreativität wie einen Schatz zu hüten. Andere zu inspirieren und etwas zurück zu geben. Alles andere als egoistisch. Es ist eher selbstlos.
Botschaften sind mir indirekt wichtig.
Das Leben ist für mich kein perfekter Verlauf. Sondern mit Höhen und Tiefen verbunden. Nicht linear eben. Es gibt kein perfektes Leben für mich. Man kann Botschaften integrieren, aber wie gesagt. Meistens durch die Musik. Ich finde system of a down eine grandiose Band, die sich auch politisch sehr stark äußert. Das fasziniert mich. Musik fasziniert mich sowieso pausenlos bei der Arbeit. Ich verwende dann einen Song um eine Botschaft zu senden. Aber in meiner künstlerischen Arbeit zählt nur die Emotion oder Empfindung.

virtualdesignmagazine Michael Hiller
In deine Arbeiten fließt das Hier und Jetzt ein. Deine Portraits stellen einen Spiegel der Gesellschaft dar. Hat Kunst auch für dich immer einen gewissen Botschaftscharakter? Muss Kunst Botschaft vermitteln?
Christopher König
Einen Spiegel der Gesellschaft? Vielleicht. Unsere Zeit ist schnelllebig. Ich glaube ich möchte das Spannungsverhältnis aufzeigen, deswegen sind die Köpfe eben bizarr. Der Konsum, alles was selbstverständlich ist, ist es mit einer Erkrankung wie der Bipolarität eben nicht. Es werden grundlegende Dinge in Frage gestellt und man ist etwas verunsichert, weil man Angst vor den Manien und Depressionen hat, die sehr schwerwiegend sein können. Ich glaube durch meine Biografie und meine Grenzerfahrungen mit der Erkrankung ist nichts selbstverständlich für mich. Umso dankbarer bin ich, mein Leben der Kunst widmen zu können. Der Leidenschaft für die Musik und das Bild.
Ich glaube nicht, dass meine Arbeit einen Spiegel der Gesellschaft darstellt. Ich kann nur für meine Erfahrungen sprechen und Werte und Normen vermitteln mit denen ich groß geworden bin. Kommunikation ist das A und O. Oftmals wird der Grad der Behinderung nicht gesehen, gesellschaftlich, oder es ist schwieriger zu partizipieren. Allein aufgrund der Faktoren bin ich glücklich mich künstlerisch mitteilen zu dürfen.
Im Großen und Ganzen muss Kunst nicht Botschaften vermitteln, aber es ist ein tolles Medium, ein wenig Kritik auszuüben.