Ist es Zufall, dass auf Partys die Küche als Erstes bevölkert ist? Wohl kaum. Die Küche ist seit jeher ein Zentrum des menschlichen Zusammenlebens. Dort wird gekocht und gegessen, geredet und genossen.
Im Mittelpunkt der Küche wiederum stand lange Zeit die offene Feuerstelle.
Die Nachteile dieser frühen Herdformen lagen auf der Hand: Der Energiebedarf war hoch und die Brandgefahr beträchtlich. Darüber hinaus waren die Küchen in Europa noch im späten Mittelalter verraucht, rußig und dunkel. Nicht umsonst wurden sie auch „Schwarzküchen“ genannt.
Im Laufe der folgenden Jahrhunderte wurden Europas Küchen heller: Kamine und Schornsteine sorgten für den Rauchabzug und damit für bessere Luft. Im 18. Jahrhundert entwickelte man in Frankreich den ersten vollummauerten Kochherd. Schließlich wurde auf der Weltausstellung in Chicago 1893 der erste Elektroherd präsentiert. Und neben der Funktionalität rückte noch etwas anderes in den Fokus: das Design.
Jede Zeit hat ihre Moden. Der Trend der Stunde heißt – auch in Bezug auf Herde von heute – „Retro“. Dass man dabei nicht zurück zur mittelalterlichen Schwarzküche möchte, ist naheliegend. Doch muss der schlichte, funktionale E-Herd immer häufiger Modellen weichen, die den Geist vergangener Zeiten in die Küche bringen.
Ein Beispiel ist der traditionsreiche Herdhersteller AGA, der seit den 1930er-Jahren bis in die heutige Zeit im englischen Shropshire gusseiserner Standöfen produziert. Konstruiert worden war der AGA vom schwedischen Physiker und Nobelpreisträger Dalén, der mit seiner Erfindung seiner Frau die Arbeit bei der Essenszubereitung erleichtern wollte.
Das Äußere des AGA-Herdes hat sich über die Jahre kaum verändert, und sein Grundprinzip besteht ebenfalls fort: Der AGA hat einen zentralen Brenner, von dem aus gusseiserne Wärmeleiter zu zwei Herdplatten bzw. in den ersten Versionen zu zwei Öfen führt. Die heutigen Modelle bieten dazu noch modernste technische Features: Beim AGA Total Control etwa wird über ein digitales Bedienfeld bestimmt, welches Herdelement gerade eingeschaltet sein soll.
Ein Jahrhundert zuvor, im Jahr 1830, war bereits der Falcon Range Cooker auf den Markt gekommen, ebenfalls ein gusseiserner Herd, der zum Kochen, Backen, Braten und Warmhalten verwendet werden konnte. Auch dieser Herd wurde stetig weiterentwickelt, behielt jedoch seine Grundfunktionalität bei: Er verfügt über mindestens fünf Brenner auf dem Kochfeld und zwei bis drei Backöfen. So lässt sich parallel ein Steak grillen, die Sauce einkochen und das Dessert backen, während die Teller separat vorgewärmt werden. Abstriche beim Komfort muss man dabei nicht machen: Es gibt den Range Cooker zum Beispiel auch als energieeffizienten Induktionsherd.
Diese Kombination aus Spitzentechnologie und Retro-Design liegt nicht nur im Vereinigten Königreich im Trend. Aus Italien kommen die Herde der Serie Ascot von Steel Cucine, die alle Liebhaber einer gehobenen Landhausküche begeistern. Die Backöfen sind mit einer Dampfunterstützung ausgestattet, dadurch wird der Kuchen saftiger und das Gemüse bleibt aromatisch. Bei einem weiteren italienischen Hersteller, ILVE, sind sogar Pizza-Öfen im Landhausstil erhältlich.
Stellt sich zuletzt die Frage, was diese unterschiedlichen Retro-Modelle gemeinsam haben. Die Antwort: Sie versetzen den Betrachter in eine Zeit zurück, in der der Austausch miteinander weitaus unmittelbarer verlief als heute, in der Zeit der modernen Kommunikationsmittel. Und trotzdem bieten die Hightech-Herde im althergebrachten Gewand alle Annehmlichkeiten, die man in der modernen Küche zu schätzen weiß.
Quelle: imm cologne /Kölnmesse