Die digitale Maßanfertigung eines Raumes
Der französische Designer François Brument beschäftigt sich intensiv mit den Möglichkeiten des 3D-Drucks für die Gestaltung von Lebensräumen. Sein Entwurfsansatz zielt dabei auf einen ganzheitlichen digitalen Herstellungsprozess, der Architektur und Interior Design miteinander verbindet. Gemeinsam mit Sonja Laugier entwickelte er das Projekt „Printed Habitat” – ein reales Schlafzimmer-Modell mit integrierter Dusche und begehbarem Kleiderschrank, das die ganzheitliche Produktion von Wohnräumen auf 15 Quadratmetern darstellt. Im Interview sprechen Brument und Laugier über ihren Entwurfsansatz und die Potenziale des 3D-Drucks.
François Brument und Sonia Laugier, mit Ihrem Projekt „Printed Habitat“ haben Sie erstmals eine Raumsituation aus Beton komplett in 3D-Drucktechnik entwickelt. Welches Konzept steht hinter dem Interior Design?
Die Grundidee von „Printed Habitat” ist die Möglichkeit, einen digital entworfenen Raum als Maßanfertigung digital herzustellen. Auf diese Weise lassen sich die spezifischen Anforderungen und Bedingungen eines Interior-Projekts an die Geschmacksvorstellungen von Kunden anpassen. 3D-Druck wird als Gesamtprozess genutzt, der verschiedene Arbeitsschritte wie die Herstellung der Struktur, der Einbaumöbel, der Elektrik oder der Wasserversorgung verbindet. Mehr noch: Das Projekt kann sich mit den Bedürfnissen des Nutzers weiterentwickeln. Es ist tatsächlich möglich, nachträglich Teile zu drucken und die bestehende Struktur damit zu erweitern.
Welche weiteren Möglichkeiten verbinden sich für Sie aktuell mit dem 3D-Druck, insbesondere im Hinblick auf das Interior Design?
Ein ganz großer Vorteil des 3D-Drucks besteht wie gesagt in der Möglichkeit, auf die individuellen Bedürfnisse des jeweiligen Nutzers eingehen zu können. Für einen Industriedesigner verändert diese Entwicklung den Vorgang der Produktion erheblich. War die Standardisierung das Erbe der ersten Industriellen Revolution, so sind Personalisierung und Herstellung auf Anfrage das Paradigma des digitalen Zeitalters. Außerdem verändert der 3D-Druck den Umgang mit Objekten – wie sie gedacht und wahrgenommen werden. Natürlich ist jetzt auch die Herstellung von Strukturen möglich, die vorher nicht zu realisieren waren. Jenseits ästhetischer Vorstellungen sind nun auch neue und kompliziertere Funktionen denkbar.
Wo sehen Sie die Zukunft des 3D-Drucks?
Als Designer denken wir, dass 3D-Druck als industrieller Prozess wahrgenommen werden sollte – und zwar über die Herstellung von Prototypen hinaus. Der „Continuous, High-Speed Fab-Graded Printer“ von 3D Systems macht diese kontinuierliche Transformation der Industrie sichtbar.
Weitere Informationen:
www.in-flexions.com
imm Köln
vdm Michael Hiller